„Elterntipps – Fernsehen und digitale Medien im Kindergartenalter“


Informationen zum Einreicher

Institut Suchtprävention der pro mente OÖ
4020 Linz


Fernsehen spielt im Familienalltag trotz steigender Verbreitung anderer, vor allem digitaler, Medien nach wie vor eine große Rolle. Nach Mediennutzungsstudien schauen schon viele Vorschulkinder regelmäßig fern. Die Schätzungen gehen von durchschnittlich einer Stunde Fernsehen täglich für die 4- bis 5-Jährigen aus. Bei den 2- bis 3-Jährigen ist die tägliche Fernsehzeit etwas geringer, sie beträgt im Schnitt ca. 45 Minuten. Laut der OÖ Kinder-Medien-Studie 2020 schätzen die Eltern, dass ihre Kinder im Alter zwischen 3 und 10 Jahren im Schnitt 90 Minuten fernsehen, Streaming-Dienste oder Kurzvideos konsumieren. Die meisten der in den Studien befragten Eltern sind sich bewusst, dass das kindliche Fernsehen Begleitung und Regelung braucht. Die Umsetzung im Familienalltag gelingt allerdings nicht immer.

Der Wunsch nach Informationen und pädagogischen Handreichungen für Eltern zum Thema Fernsehen und Medien im Vorschulalter wird in erster Linie von KindergartenpädagogInnen an das Institut Suchtprävention herangetragen. Sie sind unter anderem mit übermüdeten Kindern konfrontiert, die insgesamt sehr viel oder schon in der Früh fernsehen, oder Sendungen bzw. Filme gesehen haben, die sie nur schwer verarbeiten können. Das Ansprechen dieses Themas von Seiten der KindergartenpädagogInnen ist allerdings heikel. Die Erziehungspartnerschaft im Kindergarten ist auf ein gutes Verhältnis zwischen PädagogInnen und Eltern angewiesen, das Thematisieren von Fernsehgewohnheiten kann dieses Verhältnis belasten.
Das Projekt „Elterntipps – Fernsehen und digitale Medien im Kindergartenalter“ soll KindergartenpädagogInnen diesbezüglich in der Zusammenarbeit mit den Eltern unterstützen.

Die Sujets der Plakate thematisieren die zentralen Schlüsselsätze der insgesamt 12 Tipps. Zusätzlich zu den Plakaten gibt es Freecards zum Verteilen und Mitnehmen, die auf der Vorderseite dem Sujet des jeweiligen Plakats entsprechen und auf der Rückseite ausführlicher auf den Tipp eingehen.

Die Erziehungspartnerschaft im Kindergarten ist ein wichtiger Bereich der Elternbildung. Eltern von Kindergartenkindern gehören zu der Gruppe von Eltern, die mit Bildungsangeboten am besten und am leichtesten zu erreichen ist. Die Bindung zur Institution Kindergarten ist in der Regel hoch. Durch das tägliche Bringen und Abholen, durch Tür- und Angelgespräche sowie durch das Miteinbeziehen von Eltern in Feste und Aktivitäten entsteht Nähe und im besten Fall auch Vertrauen.

Elternbildungsangebote, die im Kindergarten ansetzen, haben daher eine vergleichsweise hohe Akzeptanz.

Nutzungsziele
• Vermittlung von Wissen zum Thema Fernsehen und digitalen Medien sowohl an Eltern als auch an KindergartenpädagogInnen
• Sensibilisierung von Eltern in Bezug auf die Themen Fernsehen und Mediennutzung von Kindergartenkindern
• Erhöhung der Handlungskompetenz von Eltern
• Unterstützung von Kindergärten in der Erziehungspartnerschaft

Wirkmodell
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Fernsehen und Medien bereits im frühen Alter der Kinder kann dazu beitragen, ungünstige Mediennutzungsweisen gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. die praktizierte Mediennutzung zu überdenken.

Die 12 Tipps…
…sind bewusst in einfacher und nicht moralisierender Sprache formuliert. Die Tipps gehen nicht von überhöhten Ansprüchen aus, sondern sollen im tatsächlichen Alltag lebbar sein. Auch der Elternvortrag orientiert sich an dieser Grundhaltung.

Die Plakate…
… thematisieren auf humorvolle Weise und ohne moralischen Zeigefinger die zentralen Schlüsselsätze der insgesamt 12 Tipps. Im Vordergrund steht das Bild, der Text hält sich auf den ersten Blick zurück. Das Bild dient als Türöffner und soll bei den Eltern eine angenehme Emotion (Schmunzeln) auslösen. Positiv eingestimmt, lesen die Eltern dann die Botschaft. Jedes Plakat soll ca. ein Monat gut sichtbar für die Eltern affichiert– meist ist das der Eingangsbereich – und dann durch das nächste Plakat ersetzt werden. So hängt das Plakat lange genug, dass es die Eltern bemerken. Durch den Wechsel des Sujets bleiben die Eltern neugierig.

Die Freecards…
… werden zusätzlich zu den Plakaten zum Mitnehmen aufgelegt. Die Vorderseite entspricht dem Sujet des jeweiligen Plakats, die Rückseite enthält den ausführlichen Elterntipp.

Umsetzungsstand
Im Herbst 2017 wurde das Projekt ins Leben gerufen. Seit diesem Zeitpunkt wurden im Rahmen von 36 Elternvorträgen rund 1.100 Personen erreicht.
Außerdem wurden in 7 Kindergärten interne Weiterbildungen durchgeführt, daran haben 118 KindergartenpädagogInnen und HelferInnen teilgenommen.
Zudem wurden an 84 Kindergärten 102 Plakatserien und 6.023 Freecard-Sets versendet.

Finanzierung
Die Finanzierung erfolgt durch das Land OÖ im Rahmen der Jahresförderung.

Erfahrungen
Die Rückmeldungen auf die Plakate und Freecards sind sehr positiv. Dadurch, dass die Bilder sehr ansprechend gestaltet sind und aus der Lebenswelt der Familien stammen werden sie sehr gut angenommen und wirken äußerst anregend. Es entwickeln sich häufig Gespräche zum Thema Medienerziehung zwischen Eltern und PädagogInnen.
Rückmeldungen haben gezeigt, dass die Plakate oft länger hängen als geplant, weil sie als sehr wertvoll betrachtet werden.
Das Thema der digitalen Medien im Kindergartenalter beschäftigt viele Eltern, aus diesem Grund werden auch die Elternvorträge zahlreich besucht.
KindergartenpädagogInnen sehen es als große Bereicherung, wenn von außen eine Person kommt und über dieses brisante Thema spricht und die Eltern für einen kindgerechten Umgang mit digitalen Medien und Fernsehen sensibilisiert.
Durch die internen Weiterbildungen in den Kindergärten fühlen sich die PädagogInnen in dieser Thematik gestärkt und können so im Rahmen der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft im Bezug auf digitale Medien gute Arbeit leisten und die Kinder im pädagogischen Alltag unterstützen.

weitere Vorgehensweise
Das Projekt wird weiterhin auf der Homepage des Institut Suchtprävention (https://www.praevention.at/kindergarten/fernsehen-und-digitale-medien-im-kindergartenalter) beschrieben und beworben.
Außerdem findet eine Bewerbung im Rahmen von Kindergartenseminaren und im Kontakt mit einzelnen Kindergärten statt. Ebenso informiert die Abteilung Gesundheit jährlich die Kindergärten im Rahmen des gesunden Kindergartens über das Projekt.
Durch die gezielte Verteilung einzelner Freecards wird ebenso auf das Projekt aufmerksam gemacht.
Auf Grund der aktuellen Situation, ist nach der Pandemie mit einer verstärken Nachfrage von Angeboten im Bereich digitaler Medien im Kindergartenalter zu rechnen, da die Nutzung digitaler Medien im Lockdown zugenommen hat.
Für 2021 ist zudem mit der Kampagne „Handyfreie Zone“ geplant, die Eltern anzuregen, die Abholsituation im Kindergarten bewusst ohne Handy zu gestalten, damit sie ihre Aufmerksamkeit ganz ihren Kindern widmen können.




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