Soziokratie als Werkzeug für ein achtsames Miteinander auf allen Ebenen


Informationen zum Einreicher

Sonnenhaus Lambach
4650 Lambach


Dem anderen zuhören, andere Meinungen mit Wertschätzung begegnen und sich trotz aller Unterschiede auf einen gemeinsamen Weg begegnen. Kompetenzen die immer schon wichtig waren und in Zeiten wie diesen vielleicht bedeutender sind denn je.
Wie begegnet man anderen Meinungen mit Wertschätzung?
Wie verhindert man, dass immer nur die „Lauten und Schnellen“ zu Wort kommen?
Wie wird jeder gleichwertig gehört?
Wie findet man als Gruppe eine Entscheidung die als Gemeinschaft getragen wird?

Seit mehr als zwei Jahren leben und erleben Kinder, Eltern und Pädagoginnen im Montessori Sonnenhaus, Kindergarten und Schule für selbstbestimmtes Lernen, Soziokratie.
Die Soziokratie beschäftigt sich unter anderem mit verschiedenen Werkzeugen zur Kooperation, Mitbestimmung und Organisation (komplexer) Gemeinschaftsstrukturen. Das Ziel: Gemeinsam eine Vision entwickeln und sich auf einen Weg voller kreativer Ideen und wertschätzender Kommunikation begeben. Gemeinschaft erleben und im Miteinander wachsen.
Die Soziokratie hat einerseits die Zusammenarbeit zwischen PädagogInnen und Eltern auf eine neue Ebene gehoben - was natürlich den Kindern enorm zugutekommt.
Eine der größten Bereicherung liegt im Reden, Diskutieren und Entscheiden im Kreis.
Das sieht so aus:
Jeder kann ein Thema in den Kreis einbringen. Als erstes werden wichtige Informationen mitgeteilt und (Informationsfragen) gestellt und beantwortet. Erst wenn jeder gut informiert ist, geht es in die Meinungsrunde. Reihum sagt jeder, wie er/sie zu dem Thema steht, was seine/ihre persönliche Meinung, seine/ihre Ideen, Kritikpunkte, Bedenken oder Lösungsansätze sind. Jeder versucht ganz bei sich zu bleiben und nicht die Meinung anderer zu bewerten. Hat sich jeder beteiligt gibt es oft eine zweite Meinungsrunde. Hier ist es erlaubt - erwünscht - die Meinung eines anderen aufzugreifen und zu erklären, was einem an dieser Idee so gut gefällt. Oder man bleibt bei seiner eigenen Meinung.
Jetzt macht die Kreisleitung (Kind,mPädagogIn, … ) einen Vorschlag. Bei der Formulierung des Vorschlags wird immer darauf geachtet, das gemeinsame Ziel / die gemeinsame Vision im Blick zu haben. Weiters wird versucht, möglichst viele Ideen/Meinungen darin zu integrieren oder einen gemeinsamen „Roten Faden“ zu erkennen. Der Vorschlag wird im Konsent beschlossen. Zur Auswahl steht:
- Ich geben meinen Konsent, der Vorschlag ist gut genug um ihn umzusetzen.
- Ich habe einen leichten Einwand, wenn dieser berücksichtige wird, kann ich mit dem Vorschlag mitgehen
- Ich habe einen schwerwiegenden Einwand: Wir brauchen einen ganz anderen Vorschlag, weil …

Nach zwei Meinungsrunden ist oft sofort ein Konsent erreicht. Manchmal wird der Konsent dann noch um leichte Einwände bereichert. Zum Beispiel: „Mir ist es wichtig, dass wir uns in einer Woche wieder treffen und schauen, ob das so funktioniert hat.“ oder: „Mir ist es wichtig, dass auch alle Eltern informiert werden, wer schreibt die Mail?“.
Es ist beeindruckend woran Kinder alles denken und mit wie viel Qualität Entscheidungen getroffen werden - wohlgemerkt „ohne Einwand“!

Das Entscheiden und Diskutieren im Kreis bringt eine Vielzahl an Kompetenzen hervor, die nicht nur den Schulbetrieb bereichern. Das Familienleben, zukünftige Berufsleben, die gesamte Gemeinschaft profitiert davon.
Im Kreis lernen die Kinder ihre Meinung zu äußern, ihre Gefühle und ihr Wissen einzubringen, über eigene Werte nachzudenken und sich in den Standpunkt des anderen hineinzuversetzen. Sie müssen nicht nur Kompromisse eingehen, sondern lernen diese aktiv und wertschätzend mitzugestalten. Sie entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl und nehmen sich wichtig. Zugleich lassen sie sich auf das ein, was jedem anderen in der Gruppe wichtig ist. Sie setzen die eigenen Bedürfnisse in Relation zu einem Gruppenziel. Sie reflektieren Wünsche und Erwartungen. Kinder lernen zwischen Informationsfragen und eigener Meinung zu unterscheiden. Sie äußern eigene Bedenken und versuchen emphatisch auf Sorgen anderer einzugehen.

Das Reden im Kreis ist ein einfaches Werkzeug, das überall funktioniert. Es will gelernt sein, braucht eine gute Einführung und, zugeben auch viel Gesprächszeit und Sitzfleisch - das uns allen aber schließlich in so vielen Alltagssituation zugutekommt.




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