Balu und Du
© Caritas für Menschen mit Behinderungen
Informationen zum Einreicher
Caritas St. Isidor4060/Leonding
Ein jeder kennt wohl das Dschungelbuch jene berühmte Geschichte, in der das kleine Menschenkind Mogli zunächst im Dschungel aufwächst, jedoch mit Hilfe neuer Freunde schließlich den Weg zurück in die Menschenwelt findet. Auf diesem Weg durch den Dschungel steht Mogli insbesondere der freundliche Bär Balu zur Seite. Beide erleben viele gemeinsame Abenteuer. Balu zeigt Mogli die vielen schönen Dinge, die es im Dschungel zu entdecken gibt, vermittelt so manche Lebensweisheit und steht wenn nötig auch als starker Beschützer für Mogli ein.
Diese Geschichte steht als Namenspate für das Programm von Balu und Du. Auch in unserer Welt gibt es Kinder, die davon profitieren können, wenn ihnen ein großer Freund im Dschungel des Alltags verlässlich zur Seite steht und mit ihnen gemeinsam die Welt entdeckt. Und wie Mogli im Dschungelbuch, soll auch diesen Kindern die Möglichkeit geboten werden, zahlreiche Abenteuer zu erleben, Neues zu entdecken, Fragen zu stellen, die Welt um sich herum verstehen und kennen zu lernen und dabei eine Vertrauensperson zuverlässig bei sich zu wissen.
Daher hat sich das Programm von Balu und Du zum Ziel gesetzt, vielen Moglis ebenfalls ihren ganz persönlichen Balu an die Seite zu stellen. Dies geschieht dadurch, dass Kindern im Volksschulalter junge Erwachsene als MentorInnen vermittelt werden, die sich mit ihrem Mogli regelmäßig treffen und eine schöne Zeit mit ihm/ihr verbringen. Als Balus sind sie ebenfalls große Freunde mit Vorbildcharakter, Ratgeber, Spielkameraden, Zuhörer oder auch Beschützer. Sie sind es, denen die Moglis ihre Sorgen anvertrauen können.
Mit dem Programmangebot von Balu und Du sollen also Kinder während des Heranwachsens dadurch unterstützt werden, dass sie einen persönlichen Mentor bekommen. Im Fokus stehen dabei insbesondere jene Kinder, die es vergleichsweise schwerer hatten oder haben. Die speziellen Gründe für die Aufnahme eines Kindes in das Programm können dabei von höchst unterschiedlicher Natur sein: in erster Linie handelt es sich bei unseren Moglis um Geschwister von Kindern mit Beeinträchtigungen. Besonders für diese Geschwisterkinder ist solch intensive Art der Aufmerksamkeit wichtig, da diese im Familienalltag oft nicht erlebt werden kann. Neben einem beeinträchtigten Geschwisterkind bleibt meist wenig Zeit für gesunde Geschwisterkinder. Aber auch Kindern mit einfachen, nicht komplexen Beeinträchtigungen oder Kindern aus Familien, in denen sich Eltern aus unterschiedlichen Gründen nicht in dem Umfang um ihre Kinder kümmern können, wie sie es gerne täten, können bei Balu und Du begleitet werden.
Hier kann eine Mentorin oder ein Mentor einspringen und das Kind sozusagen an die Hand nehmen: Für ein Schuljahr trifft sich ein Balu mit seinem Mogli einmal pro Woche für einige Stunden, um gemeinsam mit ihm etwas Schönes zu unternehmen: Spielen, Lesen, Ausflüge, Zoobesuche, Kochen, Basteln, Sport - der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Zusammen meistern Mogli und Balu Schwierigkeiten, erleben Neues und haben einfach Freude miteinander. Der Balu hilft seinem Mogli, die unzähligen Fragen des Alltags zu beantworten und ebenso die Welt jenseits des bekannten häuslichen und schulischen Umfeldes zu entdecken und zu verstehen. Im Verlauf dieser Aktivitäten ergeben sich sogar oftmals Möglichkeiten, schlummernde Talente des Kindes zu wecken oder zu fördern. Im Laufe der Zeit entwickeln sich aus diesen regelmäßigen Treffen enge Freundschaften, die oft auch über das offizielle Programmjahr hinaus Bestand haben.
Konkret sind unsere Moglis zwischen 6 und 10 Jahre alt. Die Funktion eines Balus nehmen engagierte StudentInnen der Fachhochschule OÖ, Fakultät für Gesundheit/Soziales ein, die sich dazu bereit erklärt haben, ein Kind für den Zeitraum von Oktober bis Juni des Folgejahres als MentorIn zu begleiten. Als solche sollen sie also weder Elternersatz, noch Hausaufgabenhilfe sein. Vielmehr schlüpfen sie in die Rolle einer großen Freundin oder eines großen Freundes, die/der sich regelmäßig mit einem Mogli trifft, um gemeinsam mit ihm die Welt zu entdecken. Auch damit die Kinder die Balus eben als solche Freunde akzeptieren, ist es notwendig, das Alter der Balus zu beschränken. Um am Programm teilnehmen zu können, müssen sie zwischen 18 und 30 Jahren alt sein. Die StudentInnen können sich diese Zeit des Programms als Praktikum auf der Fachhochschule anrechnen lassen.
Während des Programms verbringen die Balus einmal wöchentlich Zeit mit ihren Moglis. Dabei stehen die Interessen und Wünsche der Kinder im Mittelpunkt. Bei den Treffen ist es wichtig, dass Unternehmungen gemacht werden, die auch nach Programmende in den Alltag der Familie integriert werden können, das heißt, keinen enormen finanziellen oder zeitlichen Aufwand benötigen. Für die Balus als auch für die Familien der Moglis fallen während des Programms keine Kosten an. Um außerhäusliche Treffen, wie z.B. Zoo- oder Schwimmbadbesuche finanzieren zu können, steht den Balus ein monatlicher Betrag von etwa 10,- zur Verfügung.
Zusätzlich zu den wöchentlichen Treffen gibt es begleitete Gruppentreffen. Diese Treffen dienen den StudentInnen dazu sich untereinander austauschen zu können. Dabei werden sie von einer erfahrenen pädagogischen Mitarbeiterin begleitet, die ihnen bei Fragen zur Seite steht, da es oft zu Beginn des Programms zu Unsicherheiten kommen kann, besonders, wenn das Vertrauensverhältnis zum Mogli noch nicht so gewachsen ist und man sich noch nicht so gut kennt. Natürlich kann es auch zu unerwarteten Belastungssituationen für die Balus kommen, die sowohl bei den Gruppentreffen als auch in Einzelgesprächen mit einer Klinischen- und Gesundheitspsychologin besprochen und bearbeitet werden können.
Weiters müssen die StudentInnen nach jedem Treffen mit ihrem Mogli ein Onlinetagebuch führen. Dieses Tagebuch dient den StudentInnen zum Reflektieren aber auch zum Fragen stellen. Die Einträge werden sowohl von der pädagogischen Mitarbeiterin als auch der Klinischen- und Gesundheitspsychologin kommentiert, um den Balus ein regelmäßiges Feedback zu ihrer Arbeit geben zu können und ihnen eine ständige Begleitung und Unterstützung vermitteln zu können, da bei Balu und Du ein sehr selbständiges Arbeiten gefordert wird.
Im Frühjahr sowie im Sommer, zu Programmende, gibt es jeweils ein gemeinsames Fest mit allen beteiligten Familien, StudentInnen und MitarbeiterInnen. Diese Zusammenkünfte dienen dem Austausch aber besonders auch dem gemeinsamen Spielen unter den Moglis und Balus.
In unserem Programm gibt es keinen Lehrplan. Ganz nebenbei eigenen sich die Kinder einen enormen Wissensschatz an, der für ihre Entwicklung und ihr späteres Leben bedeutend ist. Dieses Lernen en passant bezeichnen wir als informelles Lernen. Wir können in mehrfacher Hinsicht eindeutig nachweisen, welche Vorteile unser Programm für die Entwicklung von Kindern hat. So zeigten sich in den vergangenen Studien folgende Langzeitwirkungen bei den Moglis: Sie sind konzentrierter, können sich besser organisieren, kommen im Alltag besser zurecht, können Konflikte besser lösen, sind fähig, sich besser zu reflektieren und haben eine bessere (Aus-)Bildung. Aber auch auf die Balus hat das Programm eine Wirkung: sie haben ein besseres körperliches Wohlbefinden, sind gesünder, üben mehr bürgerschaftliches Engagement aus und haben bessere pädagogische Fähigkeiten.
Finanziert wird Balu und Du über die Spenden der Caritas für Menschen mit Behinderungen. Für die Familien und StudentInnen fallen keine Kosten an.
An der Durchführung des Programms sind derzeit 2 Mitarbeiterinnen, eine pädagogische Fachkraft sowie eine Klinische- und Gesundheitspsychologin beteiligt. Jährlich können bis zu 7 Gespanne (Mogli Balu) in das Programm aufgenommen werden, um noch eine hochqualitative Begleitung der StudentInnen als auch der Familien gewährleisten zu können
Balu und Du wird seitens der Caritas St. Isidor seit 2009 angeboten und sehr gut angenommen. Jährlich melden sich viele Familien, die an einer Teilnahme interessiert sind.
Die Grundidee von Balu und Du stammt aus Deutschland. Hier wurde 2002 der Verein Balu und Du e.V. in Köln gegründet und hat sich seitdem auf 89 Standorte ausgedehnt. Die Caritas St. Isidor ist österreichweit der einzige Standort, der Balu und Du anbietet. Angelehnt an die Grundidee von Deutschland, sozial benachteiligte Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, stehen bei uns besonders die Geschwister von beeinträchtigten Kindern oder Kinder mit wenig komplexen Beeinträchtigungen im Vordergrund. Detaillierte Informationen zu Balu und Du e.V. sowie den Ergebnissen der Wirkungsstudien finden sich auf www.balu-und-du.de.
Um Balu und Du bei der Caritas St. Isidor weiterhin anbieten zu können, sind wir auf Spenden und Förderungen angewiesen. Mit einer finanziellen Unterstützung könnten mehr Familien von Balu und Du profitieren und mehr Kindern eine unvergessliche Erfahrung geboten werden.
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