Waldkindergruppe - spielen und lernen in der Natur
© Mag. Birgit Hennerbichler
Informationen zum Einreicher
Marktgemeinde St. Oswald b. Fr.4271 St. Oswald b. Fr.
Waldkindergruppe in St. Oswald b. Fr.
Ziel des Projektes war es, den Kindern von St. Oswald b. Fr. viel Zeit in der Natur zu ermöglichen – eine Waldkindergruppe, die als altersgemischte Gruppe von 3-6-Jährigen mit maximal 16 Kindern geführt wird.
Da unser bestehender Kindergarten mit den 5 Gruppen abermals überlastet war und wir die Kinder der neuen 6.Gruppe nicht in einem „Not-Container“ neben dem Kindergarten spielen lassen wollten (bestehender Kindergarten hatte keine Räume mehr zur Verfügung) wurde die Idee der Waldkindergruppe geboren.
Was wurde erreicht?
Durch die Bemühungen der Projektinitiatoren wurde ein perfekter Standort gefunden:
ein Waldgebiet mit angrenzender großer Wiese und einem nicht mehr bewohnten Haus am Gelände. Zur Abwicklung des Projektes wurde der Elternverein „Waldkindergruppe St. Oswald b. Fr.“ gegründet. Die Waldkindergruppe wird als 6. Gruppe des Gemeindekindergartens am externen Standort geführt und somit können die Kinder das Angebot des Kindergartens (Frühdienst, Mittagessen und Nachmittagsdienst) nützen.
Viel Arbeitseinsatz und ein großer zeitlicher Aufwand waren erforderlich, um alle geforderten Auflagen zum Betrieb eines Waldkindergartens zu erfüllen.
In zahlreichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurde das Gebäude (Waldhaus) saniert und im Erdgeschoß ein Gruppenraum eingerichtet. Weiters wurde das ganze Areal an die Bedürfnisse der Waldkinder angepasst.
Nach Abschluss der Arbeiten steht den Kindern neben dem Wald, das Waldhaus mit Vorplatz, eine Sandkiste, ein Gartenbeet, eine Lagerfeuerstelle, eine Sitzgelegenheit, der „Morgenkreisplatz“ und ein kleiner Bach mit einer ebenen Zugangsstelle zur Verfügung.
Weiters wurden eine Waldhütte zum Aufbewahren der Spielgeräte und ein Unterstand am Gelände adaptiert und somit stand dem Start im September 2021 nichts mehr im Wege.
Der Alltag im Wald
Durch den täglichen Aufenthalt im Freien entsteht bei den Kindern eine tiefe Verbundenheit mit der Natur. Dies macht es ihnen möglich, die Grundhaltungen des Staunens, Denkens und Bittens auf natürliche Weise zu erfahren. Die Fähigkeit, die Schönheit der Natur zu entdecken, die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt zu schätzen, ermöglicht die Kinder zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den Ressourcen der Natur und Umwelt.
Der Waldkindergarten ist bereits das zweite Jahr in Betrieb. Für die Kleinen wurde die Natur rund um das Waldhaus zum Motor für entdeckendes, eigenaktives und vernetztes Lernen mit allen Sinnen. Der Wald ist für sie nicht nur Lernort, sondern Schlüssel für nachhaltiges Lernen, individuelle Entfaltung und die Entwicklung persönlicher Kompetenzen. Für die Eltern und Ideengeber ist das Projekt – in Zeiten der kontinuierlichen Reizüberflutung und des Klimawandels – eine große Chance, verantwortungsbewusste und eigenständige Menschen heranwachsen zu lassen.
Der Alltag im Waldkindergarten ist geprägt von Abwechslung, aber auch fixen, Orientierung gebenden Ritualen. Beim Morgenkreis auf dem Holzpodest vor dem Waldhaus wird der Vormittag besprochen. Danach werden die Meerschweinchen gemeinsam gefüttert und ein zur Jahreszeit passendes Waldlied gesungen, gespielt, gewandert, gejausnet, gelernt und entdeckt. Auch der Besuch der Pferde in der Nachbarschaft gehört zum Alltag der Kinder.
Bei Starkregen oder extremer Kälte können die Kinder im Waldhaus traditionellen Spielen nachgehen. Dort ist eine Puppen- und eine Bauecke und Platz zum Zeichnen, weiters steht eine Küche zum gemeinsamen Kochen zur Verfügung. Bei der Gestaltung des Tagesablaufes haben die Kleinen Mitspracherecht.
Fakten Natur und Waldpädagogik:
Naturkinder zeichnen sich durch ein hohes Maß an sozialer Kompetenz aus. Sie können sich besser an Regeln halten, sind hilfsbereiter und engagierter, konfliktfähiger und haben einen wertschätzenden Umgang mit der Natur.
Während des Freispiels in der Natur entwickeln sich immer wieder neue Ideen und Herausforderungen, für die es notwendig ist, zu kooperieren, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Der partizipative Ansatz in der Bildungsgestaltung im Naturraum stärkt demokratische Handlungskompetenzen.
Gefühle und Konflikte
• Im Naturraum können Kinder ihren Gefühlen fast uneingeschränkt freien Lauf lassen (vor Freude herumspringen/ seine Aggressionen im wilden Lauf ausleben)
• Pädagogen verstehen sich auch hier als Begleiter und Unterstützer und geben, wenn nötig, Hilfestellung, um Lösungen bei Konflikten zu suchen.
Suchtprävention
• Im Waldkindergarten muss die spielzeugfreie Situation nicht erst künstlich hergestellt werden.
• Den Kindern steht ein großes Angebot an natürlichen Spielmaterialien zur Verfügung, die durch Fantasie und Kreativität der Kinder zu allen erdenklichen Dingen werden können.
• Den Kindern wird die Möglichkeit für eigene Erfahrungen und neue Impulse in einer natürlichen Umgebung mit viel Platz zum Experimentieren und ohne Ablenkung durch Konsumgüter gegeben.
• Diese Möglichkeit der Selbstwirksamkeit, der inneren Motivation zum Tun und der Selbsttätigkeit trägt zur Suchtprävention bei.
Resilienz stärken
Kinder in der Natur sind den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen ausgesetzt und müssen sich auf wechselnde Gegebenheiten einstellen.
• Sie lernen, sich anzupassen
• Sie lernen, selbsttätig zu agieren
• Sie lernen, sich Herausforderungen zu stellen
• Sie lernen, ihre Kräfte einzuschätzen
• Sie lernen, Belastungen besser auszuhalten
Psychische Wert von Natur
• Eine naturnahe Umgebung, in der sowohl relative Kontinuität (Bezugspersonen, Freunde, Rituale) als auch ständiger Wandel besteht, bietet die Sicherheit und Geborgenheit, die für Exploration und Aktivität grundlegend ist
Gesunde Ernährung
• In der Natur finden sich vielerlei Heilkräuter, Früchte und andere Pflanzen, mit denen sich gesundheitliches Wissen vermitteln lässt.
Die Waldkinder sind achtsamer, respektvoller, vorsichtiger mit der Natur und den Lebewesen in ihr geworden. Kleine Käfer werden beobachtet und begrüßt, die Schönheit der Natur und der Tiere bewusst wahrgenommen. Die Kinder dabei zu beobachten und zu wissen, einen Grundstein für den verantwortungsvollen Umgang mit Natur, Tier und Mensch gelegt zu haben, erfüllt uns mit Freude.
© Mag. Birgirt Hennerbichler
© Mag. Birgit Hennerbichler
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