Fam.Be.Wo -Familienerhaltendes Betreubares Wohnen
© Heidlmair GmbH
Informationen zum Einreicher
Kinder- und Jugendhilfe des Magistrats der Stadt Wels4600 Wels
Die Vertreter der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Wels machten sich seit längerer Zeit Gedanken darüber, wie es für Kinder und Jugendliche sein muss, wenn sie z. B. nicht mehr bei ihren Eltern aufwachsen können oder weit weg vom sozialen Umfeld in einem anderen Bezirk untergebracht werden müssen, weil zu wenig Ressourcen für eine mobile Betreuung durch SozialpädagogInnen vorhanden sind.
Bei belasteten Familiensituationen oder gar einer Kindeswohlgefährdung war es bisher so, dass die Trennung von den Eltern, unabhängig von der dahinter liegenden Geschichte, für die Kinder und Jugendlichen als sehr traumatisierend erlebt wurde. Man begab sich auf die Suche nach einem Kooperationspartner, mit dem man ein Konzept erarbeiten wollte, welches Kindern und Jugendlichen ermöglichen sollte, trotz familiärer Belastungen oder Krisen in ihrem sozialen Umfeld bleiben zu können. Für die Kinder und Jugendlichen sollte sich durch die professionelle Betreuung so wenig wie möglich in ihrem Alltag ändern. Sie sollten die Möglichkeit haben, weiterhin den gewohnten Kindergarten, Hort, Schule, Sportverein oder Ähnliches zu besuchen. Zudem machte man sich Gedanken darüber, wie die Peers erhalten bleiben können, weil auch ein Beziehungsabbruch mit Freunden eine emotionale Belastung darstellen kann. Durch das Belassen der Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt sollte aber auch der bestmögliche Schutz und Sicherheit im Sinne des Kindeswohls gewährleistet sein.
Mit der Lebensraum Heidlmair GmbH fand man dann einen geeigneten Kooperationspartner, mit dem sowohl die fachlichen als auch pädagogischen Haltungen nicht weit auseinander lagen.
Kombiniert mit der jahrelangen Erfahrung von der Lebensraum Heidlmair GmbH im Kontext der Erziehungshilfen gemäß dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) und der pädagogischen und sozialtherapeutischen Konzepte von der „Neuen Autorität“ gemäß Haim Omer, der bindungsgeleiteten Intervention, dem lösungsfokussiertem Ansatz gemäß Steve de Shazer und Insoo Kim Berg sowie der Expertise zum Thema Sucht, entstand ein Sicherheitskonzept, das den Ansprüchen unserer Zeit entspricht und sowohl der Behörde als Auftraggeber als auch dem freien Kinder- und Jugendhilfeträger Lebensraum Heidlmair GmbH als Auftragnehmer ermöglicht, Kindern und Jugendlichen, die in der Stadt Wels ihren Lebensmittelpunkt haben, eine kleine Phase in deren Leben zu begleiten und mitzugestalten. Eines der wichtigsten Ziele dabei ist es auch, Eltern oder Erwachsenen, die die Pflege und Erziehung ausüben, (wieder) zu befähigen, aus eigener Kraft die Herausforderungen des Alltags zu meistern und ihre Kinder bei deren Entwicklungsaufgaben bestmöglich zu begleiten.
Als Zielgruppe angesprochen werden mit diesem Projekt belastete Welser Familien, die mit aktiver 24 Stunden-Vor-Ort-Unterstützung für einen befristeten Zeitraum dort wohnen können, um die Familienstruktur wieder zu stärken und auf eigene Füße zu stellen. Darüber hinaus können familiäre Krisen kurzeitig mit eigens dafür zur Verfügung stehenden Wohnungen überbrückt werden. Für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren werden hier (maximal) 16 Kinder (in acht Wohnungen) betreut, für die eine mobile Betreuung durch die Kinder- und Jugendhilfe nicht ausreichend erscheint.
Die Kombination aus sozialpädagogisch gestütztem Wohnangebot für belastete Familien und der verstärkten Präsenz der SozialarbeiterInnen der Welser Kinder- und Jugendhilfe, ermöglicht für alle Beteiligten eine Win-Win Situation. Es wird ein Höchstmaß an wirtschaftlichen und sozialen Synergieeffekten zum Nutzen aller Beteiligten angestrebt, indem die Hausgemeinschaft sich wechselseitig Lernanstöße und Hilfestellungen gibt und dabei von Profis unterstützt wird. Hierdurch entstehen Partnerschaften, von denen alle profitieren. Gefördert wird insbesondere Letzteres noch durch Begegnungsangebote und hausübergreifende Aktivitäten wie gemeinsame Kochkurse, Bewegungsaktivitäten und Seminare.
Durch die abgetrennten Wohnungen hat aber auch jede Familie einen sicheren Rückzugsort, wodurch die Privatsphäre gewahrt bleibt. Das Team von Fam.Be.Wo. betreibt intensive und aktive Netzwerkarbeit innerhalb der Einrichtung und auch mit externen Stellen, so wird beispielsweise auch weiterhin die Kooperation mit Beratungsstellen, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen gepflegt. Die Arbeit des multiprofessionellen Teams wird wissenschaftlich begleitet und aufgrund der damit verbundenen Erkenntnisse evidenzbasiert angepasst.
In enger Zusammenarbeit zwischen Heidlmair GmbH, Stadtpolitik und Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Wels wurde hier ein beispielgebendes Projekt initiiert, welches den Ansprüchen des Felix Familia zu 100% entspricht.
Uns ist durchaus bewusst, dass derartige Projekte im urbanen Bereich wohl einfacher umzusetzen sind, jedoch sehen wir unser Projekt auch in ländlichen Bereichen als umsetzbar an (z.B. Bezirkshauptstadt). Wir hoffen, dass dieses "familienfreundliche" Engagement anderen Gemeinden bzw. Bezirken zur Nachahmung dienen kann.
Wie in der Kurzfassung schon angeführt ist das Projekt seit 01.05.2022 in Betrieb. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. So konnten schon viele Familien mit ihren Kindern im Fam.Be.Wo. unterstützt werden. Der regelmäßige Austausch zwischen Betreibern und KJH Wels ermöglicht es, immer zeitnah auf neue Entwicklungen zu reagieren. Die intensive Unterstützung bzw. Zusammenarbeit offenbart hier auch in einer Art "Clearing", ob das Fam.Be.Wo. die richtige Form der Unterstützung ist, oder ob eventuell noch andere Maßnahmen gesetzt werden müssen. Die Rückmeldungen von der Heidlmair GmbH bzw. dem Team des Fam.Be.Wo. erfolgen immer unmittelbar und werden dann durch die zuständigen Kolleginnen und Kollegen der KJH in die Fallarbeit mit einbezogen. Wenn eine ausreichende Stabilisierung der Familien bzw. Kinder/Jugendlichen erfolgt ist, kann es zu einer Beendigung der Betreuung im Fam.Be.Wo kommen, wenn sich jedoch herausstellt, dass eine andere Form der Hilfe erforderlich ist (z.B. eine Volle Erziehung) so können im Fam.Be.Wo schon alle Beteiligten darauf vorbereitet werden. Im Sinne der Partizipation und Transparenz ist es wichtig, dass alle über die weiteren Schritte informiert werden. Dadurch kann auch dem "schlechten Ruf" des "Jugendamtes" entgegengewirkt werden und können sich die Betroffenen besser auf eine Zusammenarbeit einlassen.
Die Finanzierung dieses Projekts erfolgt aus dem laufenden Budget der Erziehungshilfen der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Wels. Nachdem das Projekt am 01.05.2023 ein Jahr in Betrieb ist und bei Beginn vereinbart wurde, dass der Betrieb evaluiert wird, erfolgt die Auswertung des Projekts noch heuer. Schon jetzt kann gesagt werden, dass das Projekt ein voller Erfolg war und die KJH der Stadt Wels hier viele heikle Situationen gut meistern konnte- nicht zuletzt dank der ausgezeichneten Partnerschaft und Zusammenarbeit mit der Heidlmair GmbH.
© Heidlmair GmbH
zurück zur Liste